Data Becker – über 30 Jahre Erfolg

Frühjahr 2014 – Die Online Medien berichten:

„Der älteste und seinerzeit größte IT-Verlag schließt!“.

Data Becker – nicht nur ein Verlagsunternehmen, unter dessen Dach sehr viele, gute Eigenproduktionen im Bereich Software und Literatur für den kleinen Mann entstanden sind, also auch für den kleinen Geldbeutel geeignet waren, beendet nach über 30 Jahren am Markt nun endgültig sämtliche Aktivitäten. Bereits 2002 verschwand durch eine Insolvenz das auf dem Familiengrundstück ebenfalls angesiedelte Bruder-Unternehmen „Auto Becker“. Offiziell ist bis heute nie bekannt geworden, warum Data Becker seinen Geschäftsbetrieb einstellte – eine Insolvenz wäre bekannt geworden.

Der Klassiker auf dem Amiga: Textomat und Datamat

Legendäre Produkte für den Privatmann, wie Textomat und Datamat, die für den Heimanwender ungeahnte Flexibilität ermöglichten, was sonst nur bei Profi Software möglich war, wurden unter dem Dach von Data Becker entwickelt und verlegt.

Data Becker’s Geschichte

Gegründet wurde das einst in Düsseldorf ansässige Unternehmen Anfang der 80ziger und war bis zu seiner Schließung ein reiner Familienbetrieb. Zu Hochzeiten der Homecomputer verlegte Data Becker unzählige Sachbücher für alle möglichen Bereiche. Ob für die Homecomputer an sich oder aber für dessen Anwendungen. Auch eigene Software, wie z.B. der Demomaker, Textomat, Datamat (um nur die legendärsten zu nennen) etc. wurden entwickelt und veröffentlicht.

Angesiedelt war die Software im Low Budget Bereich, denn selten kostete die Software mehr, wie 14,90 DM, 19,80 DM oder 29,80 DM. Das waren so die klassischen Preise auch im Literatur Bereich. Erst später kamen auch PC Produkte hinzu, die auch mal 39,90 DM oder 79,90 DM kosteten. Die Verbreitung war riesig – ob der kleine Schreibwarenladen um die Ecke oder das alte „Hertie“ Kaufhaus mit seiner minimalistischen EDV Ecke, – sie alle hatten entweder eine komplette, eigene Ecke, mindestens aber jedoch ein Software Karussel für Data Becker Produkte. Da Data Becker in erster Linie als Verlag agierte, konnte man die Software und Literatur in jeder größeren Bücherei erhalten, mindestens jedoch bestellen.

Als das Internet aufkam und die klassischen Homecomputer vom Markt verschwanden und vom gemeinen PC abgelöst wurden, war auch das Verlagsgeschäft nicht mehr wirklich lukrativ. Außerdem war es im allgemeinen üblich, seine Produkte nun in digitaler Form online anzubieten. So machte auch Data Becker einen Wandel durch und konzentrierte sich auf den stetig wachsenden Sektor der Internet Software. Ob Web Editoren, Shop Systeme oder Datenbanksysteme, die sich in die vorbenannten Produkte integrieren ließen. Diese Produkte waren Modular (auch preislich) aufgebaut, sodass sich der gemeine Heimanwender auch hier wieder heimisch fühlte.

2011 jedoch wurde bereits der erste Schritt für die komplette Schließung Data Becker’s getan – das einzig existente Ladenlokal an der Firmenzentrale wurde aufgegeben und geschlossen. Für Retro Fans war es das Mekka – für Data Becker nur noch Nostalgie, mit der kein Geld mehr zu verdienen war.

Das endgültige Aus

Im Herbst 2013 wurde dann bekannt, dass sämtliche Geschäftsfelder bis März 2014 endgültig aufgegeben und extern verkauft werden. Ein deutsches Erfolgsunternehmen geht in den wohlverdienten Ruhestand, auch wenn die Gründe dafür weiter unklar bleiben. Die Inhaber dachten sich wohl, bevor das Unternehmen in einer der berühmt, berüchtigten Insolvenzen endet (wie schon der erste Familienbetrieb Auto Becker im Jahre 2002), bestimmen wir lieber selbst, wann Schluss ist – und in der Tat sollte man wohl auch aufhören, wenn es am schönsten ist – schade nur, dass die Verantwortlichen ohne jegliche Erklärung aufgegeben haben.

So wie es angekündigt wurde, kam es dann schlussendlich auch. Ab März 2014 waren die Homepages des Unternehmens gleichgeschaltet und verlautbarten die Schließung. Data Becker – bekannt dafür, keine halben Sachen zu machen, beendete seine Geschäftstätigkeiten nicht nur einfach – nein, dass Gebäude – das gesamte Familiengrundstück in Düsseldorf Bilk, dass bis dato die Firmenzentrale und das ehemalige Ladenlokal, sowie das ehemalige Familienunternehmen Auto Becker beherbergte, wurde sogar komplett abgerissen und eingeebnet. Es existieren bereits Pläne für eine neue Erschließung durch einen Wohnkomplex (Stand Frühjahr 2014).

Wir bedauern diese Entwicklung und danken für über 30 Jahre IT-Wertarbeit „Made in Düsseldorf – Germany“. Data Becker war gerade für uns, die dem Homecomputer Virus verfallen sind, der Inbegriff von fundierter Literatur und sehr guter Low Budget Software. Noch heute schlagen wir in so manchem von Data Becker veröffentlichten Werk nach, um uns schlau zu lesen, während alte PC Bücher anderer Verlage schon lange ein Dasein als 5. oder 11. Eierkarton fristen.

Data Becker Produkte bei uns im Einsatz

webtodate – Ein modularer Webbaukasten

Unser Projekt arbeitet auch heute noch sehr viel mit alten aber auch relativ neuen Data Becker Produkten. So benutzen auch wir noch immer ausgiebig die vielfältige Fachliteratur. Aber auch unsere Alt-Datenbanken auf den Amigas z.B. wurden seinerzeit aufwendig mit Datamat entwickelt und werden auch heute noch genutzt.

Selbst unsere Homepage wurde bis 2016 mit einem Data Becker Produkt gestaltet – dem Web Editor „web to date“. Er war mit Abstand der einzige Editor, der es uns ermöglichte, diese Inhalte auch für alte Homecomputer, wie den Amigas mit Internetzugang verfügbar zu machen, ohne die Darstellung zu verfälschen oder auf wuchtige Plugins zurückgreifen zu müssen. Leider konnte dieser Zustand nicht aufrecht erhalten werden, da dieser Editor noch mit uralten PHP Versionen arbeitete. Das wiederum unterstützt irgendwann auch der älteste Server nicht mehr. So mussten auch wir nun schlussendlich unsere Webseite mit moderneren Mitteln neu aufbauen, nach dem bekannt war, das Data Becker aufgrund der Schließung seine Produkte nun auch nicht mehr weiterentwickelt.

Aber auch auf den PC’s arbeiten wir noch heute mit einem Katalogisierungsprogramm, dass auf einer Datamat PC Version von 1998 beruht. Klassisch, schlicht, jedoch einfach zu Händeln und mittels Drag’N’Drop anzupassen. So einfach und schlicht kann Software manchmal sein. Schade, dass diese Ära nun ein Ende hat.